Vorgerichtliche Ladung – Netflix

Vorsitzender des Vereins „Patria Nostra“

Rechtsberater Lech Obara
ul. Partyzantów 68/5

10-523 Olsztyn

An:
Reed Hastings
Geschäftsführer

CEO

Netflix, Inc.

Vorgerichtliche Ladung

Betreff:

Die Serie Der Teufel wohnt nebenan“ (Originaltitel „The Devil Next Door“), in der historische Ungenauigkeiten wiederholt werden.

Handelnd im Namen des Patria Nostra Vereins fordere ich Sie hiermit auf, folgende Maßnahmen zu ergreifen:

1. Beseitigung der in der Serie gezeigten Karten mit den Standorten der deutschen NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, Sobibor, Treblinka und Płaszów, innerhalb der aktuellen Grenzen der Republik Polen.

2. Platzierung eines eindeutigen Hinweises in dem Film, dass die vorgenannten Lager auf dem Gebiet des besetzten Polens von den Deutschen errichtet und betrieben wurden.

3. Platzierung vorstehender Erklärungen auf demselben Fernsehkanal, wo auch die Serie „Der Teufel wohnt nebenan“ („The Devil Next Door“) gesendet wurde.

4. Vorbereitung und Übersendung an uns des Entschuldigungsschreibens zwecks Veröffentlichung auf der Internetseite des Patria Nostra Vereins sowie die Veröffentlichung dieser Entschuldigung im Internetauftritt http://www.niezalezna.pl (einen Monat lang abrufbar), auf der Homepage, im Kasten und mit Fettschrift 14 pt – ohne jegliche zusätzlichen Hinweise und Kommentare – auf eigene Kosten und mit nachfolgendem Inhalt: „Wir bedauern zutiefst, dass in der Netflix-Serie „Der Teufel wohnt nebenan“ („The Devil Next Door“) eine geschichtsfälschende Karte gezeigt wurde, die darauf hinweist, dass sich die deutschen NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, Sobibor, Treblinka und Płaszów innerhalb der aktuellen Grenzen der Republik Polen befanden. Die Konzentrationslager wurden auf dem Gebiet des besetzten Polens von den Deutschen errichtet und betrieben“.

5. Zahlung zugunsten des Polnischen Vereinigung der Ehemaligen Häftlinge der Politischen Gefängnisse und Konzentrationslager Hitlers mit Sitz in der ul. Chmielna 15 in Warschau des Betrags in Höhe von 1 EURO (in Worten: ein EURO 0/100)

innerhalb von 7 Tagen ab Erhalt des vorliegenden Schreibens.

BEGRÜNDUNG

Die umstrittene Netflix-Serie „Der Teufel wohnt nebenan“ (Originaltitel „The Devil Next Door“) erzählt von John Demjanjuk, dem Wachmann im Vernichtungslager Treblinka. Es wurde darin eine Karte mit Standorten der Vernichtungslager – einiger deutschen NS-Vernichtungslager – die sich auf den heutigen Gebieten Polens befanden, gezeigt. Es fehlt jedoch eine jegliche Erklärung, dass diese Vernichtungslager von den Deutschen errichtet und betrieben wurden. Es handelt sich hier u.a. um Vernichtungslager Auschwitz, Sobibor, Treblinka und Płaszów.

Am 14. November 2019 haben Sie auf Twitter versichert – nach der Intervention des polnischen Auswärtigen Amtes, des Instituts für Nationales Gedenken und des Premierministers der Republik Polen Mateusz Morawiecki selbst, sowie zahlreicher Vereine und Stiftungen (darunter des Patria Nostra Vereins) – dass die Karten in der Serie „Der Teufel wohnt nebenan“ mit einer Erklärung ergänzt werden, dass die „Vernichtungs- und Konzentrationslager auf den Gebieten des besetzten Polens durch das deutsche NS-Regime errichtet und betrieben wurden.“ Diese Verpflichtung wurde bislang nicht erfüllt.

Der Verein Patria Nostra kämpft seit mehreren Jahren um den guten Ruf Polens im Ausland, u.a. durch Überwachung der Medien und Führung einer Aufklärungskampagne. Es ist nicht zu übersehen, dass die vorgenannte falsche Karte in der Netflix-Serie sich in den Trend der Geschichtsfälschung einfügt. Sie deutet nämlich darauf hin, dass es die Polen waren, die die Errichtung und den Betrieb von Vernichtungslagern zu verantworten haben. Das ist ein falscher Erinnerungscode, mit dem im Bewusstsein derjenigen, die auf diese Inhalte gestoßen sind, grundfalsche Behauptungen geprägt werden. Es ist eine schwere Beleidigung für unser Land, zumal es während des Zweiten Weltkriegs so gelitten hat. In den deutschen Konzentrationslagern waren die Polen – gleich nach den Juden – die zahlreichsten Opfer. Es ist hier zu betonen, dass die meisten Juden – Opfer der Konzentrationslager – auch polnische Bürger waren.

Der potenzielle Hinweis für Ihre Zuschauer, dass die Vernichtungslager, in den die grausamsten Völkermordverbrechen in der Weltgeschichte verübt wurden, das Werk der Polen waren, hat unter den Mitgliedern unseres Vereins für große Empörung gesorgt. Nicht nur wegen der persönlichen Erfahrungen mancher Mitglieder des Patria Nostra Vereins, sondern auch wegen der Mission des Vereins und der Bindung zu dem Polnischen Volk, welches auf diese Art und Weise verleumdet wird, und wodurch seine nationale Identität und nationale Würde verletzt werden.

Gemäß Art. 53o des polnischen Gesetzes über das Institut für Nationales Gedenken – Ausschuss für die Verfolgung der Verbrechen gegen das Polnische Volk „finden für den Schutz des guten Rufes der Republik Polen und des Polnischen Volkes die Vorschriften des polnischen Gesetzes vom 23. April 1964 – Zivilgesetzbuch (GBl. vom 2017, Pos. 459, 933 und 1132) über den Schütz der Persönlichkeitsrechte entsprechende Anwendung. Die Klage wegen der Verteidigung des guten Rufes der Republik Polen oder des Polnischen Volkes kann durch eine Nichtregierungsorganisation im Rahmen deren satzungsmäßigen Aufgaben erhoben werden.

Aus diesem Grund verfügt Patria Nostra ohne Zweifel über Aktivlegitimation in dieser Sache.

Weil die gegenständliche Serie den guten Ruf des Polnischen Volkes verletzt, ist Patria Nostra gemäß Art. 53o des polnischen Gesetzes über das Institut für Nationales Gedenken – Ausschuss für die Verfolgung der Verbrechen gegen das Polnische Volk in Verbindung mit Art. 24 des Zivilgesetzbuches berechtigt, von Ihnen die Berichtigung falscher Inhalte sowie die Zahlung zugunsten einer Gesellschaftsorganisation ihrer Wahl eines bestimmten Geldbetrags als finanziellen Ausgleich für die durch Ihre Veröffentlichung herbeigeführte Verletzung, zu verlangen. Sollten Sie den vorgenannten Ansprüchen nicht nachkommen, werden wir uns dazu gezwungen sehen, ein gerichtliches Verfahren einzuleiten, was sicher mit zusätzlichen Finanzaufwendungen verbunden sein wird. Wir hoffen also auf eine gütliche Beilegung dieses Streites, ohne dass die ordentlichen Gerichte für die Streitbeilegung hinzugezogen werden müssen.

Lech Obara

Vorsitzender des Vereins Patria Nostra