Heimat als Grundbedürfnis – Vortrag von Jens Baumann auf der wissenschaftlichen Konferenz an der Touro University Berlin

                                                                                                    

Heimat als Grundbedürfnis – Vortrag von Jens Baumann auf der wissenschaftlichen Konferenz an der Touro University Berlin

Am Donnerstag, den 16. November, fand an der Berliner Touro University eine internationale wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Wie kann die deutsche Öffentlichkeit über die deutschen Verbrechen in Polen während des Zweiten Weltkriegs aufgeklärt werden?“ statt.

Die Tagung wurde von dem Verein Patria Nostra aus Olsztyn in Zusammenarbeit mit der Touro University Berlin organisiert. Finanziert wurden die Aktivitäten aus dem Staatshaushalt im Rahmen des Wettbewerbs des polnischen Außenministeriums unter dem Titel „Öffentliche Diplomatie 2023“. Unsere Medienpartner waren TVP3 Olsztyn sowie der Rundfunk Polskie Radio Olsztyn.

Jens Baumann, ein angesehener Sozialwissenschaftler, konzentrierte sich in seinem Vortrag auf das Konzept der Heimat als ein menschliches Grundbedürfnis.

Heimat, ein deutsches Wort, das oft als der Ort, den wir unser Zuhause nennen, in andere Sprachen übersetzt wird, hat eine lange Geschichte in der deutschen Kultur und Sprache. Es ist ein einzigartiger Begriff, der die emotionale Bindung, die Identität und das Gefühl der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Ort, einer Region oder einem Land widerspiegelt. In seinem Beitrag analysiert Baumann, wie die Heimat das menschliche Leben beeinflusst und warum sie ein so grundlegender Teil unserer Existenz ist.

Diese Heimat betrachtete Baumann in seinem Beitrag aus zwei zunächst recht unterschiedlichen Perspektiven: als Heimat für Vertriebene und zu Integrierende und als Heimat für Minderheiten. Beide Gruppen, die im Grunde genommen drei Gruppen sind, haben ein besonderes Verhältnis zu ihrer Heimat: Die Vertriebenen und die zu Integrierenden verlieren ihre Heimat und stehen vor der Aufgabe, sich eine neue zu „erarbeiten“, während die Minderheiten praktisch an ihre Heimat gebunden sind, weil sie nur dort ihre Bedürfnisse als Minderheit erfüllen können. Einen Sonderfall stellen diejenigen dar, die nicht verbannt wurden oder denen es gelungen ist, in ihrem Heimatland zu bleiben (wenn auch unter einer anderen, fremden Regierung) und so zu einer Minderheit in ihrem eigenen Land zu werden.

In seinem Vortrag verwies Baumann auf psychologische und soziologische Theorien, die erklären, warum die Heimat für den Einzelnen so wichtig ist. Nach der Maslowschen Theorie hat der Mensch eine Bedürfnishierarchie, in der das Bedürfnis nach Sicherheit und Zugehörigkeit auf der zweiten Stufe steht. In diesem Zusammenhang kann die Heimat als das Element verstanden werden, das diese Bedürfnisse erfüllt und dem Einzelnen somit das Gefühl von Sicherheit, Stabilität und Akzeptanz in der Gesellschaft vermittelt.

Anhand verschiedener Studien und Untersuchungen zeigte Baumann, dass die Heimat einen Einfluss auf unsere geistige und emotionale Gesundheit hat. Vielen Studien zufolge kann die Verbundenheit mit dem Ort, an dem wir geboren oder aufgewachsen sind, uns helfen, mit Stress und Schwierigkeiten im Leben umzugehen. Sie hilft uns auch, starke soziale Bindungen und Beziehungen zu anderen Menschen in unserem Heimatland aufzubauen.

In seinem Vortrag geht Baumann auch auf die Kontroversen ein, die mit dem Begriff Heimat verbunden sind. Er erwähnt die damit einhergehenden politischen und nationalen Fragen, die oft mit dem Begriff verbunden werden. Baumann betont jedoch, dass Heimat nicht zwangsläufig mit nationaler Identität gleichzusetzen ist und von jedem Menschen anders verstanden werden kann. Für manche ist Heimat der Ort, an dem sie aufgewachsen sind, für andere das Land, in dem sie derzeit leben, und für noch andere kann es ein abstraktes Konzept sein, das mit Gefühlen der Zugehörigkeit verbunden ist.

 

   

Aus staatlichen Mitteln finanziertes Projekt im Rahmen des Wettbewerbs des Außenministeriums der Republik Polen „Öffentliche Diplomatie 2023“. Public task financed by the Ministry of Foreign Affairs of the Republic of Poland within the grant competition „Public Diplomacy 2023”

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