Studienbesuch deutscher Studierender in Polen unter dem Motto „Wer war der Henker und wer war das Opfer?“ – „Jüdisches Warschau“ (Jüdische Geschichte und das Warschauer Ghetto, Museum der Geschichte der Polnischen Juden POLIN und das Museum des Warschauer Aufstands)

Mittwoch, der 14. Juni 2023, war ein weiterer Tag der Studienreise der deutschen Studierenden und Wissenschaftler nach Warschau im Rahmen des Projekts „Wer war der Henker und wer war das Opfer?“, das vom Nationalen Institut für Freiheit – Zentrum für die Entwicklung der Zivilgesellschaft im Rahmen des Regierungsprogramms – Fonds für Bürgerinitiativen NOWE FIO gefördert wird.

Am Mittwoch, dem 14. Juni, stand ein mehrstündiger Spaziergang unter dem Motto „Jüdisches Warschau“ (jüdische Geschichte und die Tour durch das Warschauer Ghetto) auf dem Programm.

Bei der Führung ging es um das jüdische Leben in Warschau in der Vorkriegszeit, die Geschichte des Warschauer Ghettos und das aktuelle Wiederaufleben der jüdischen Gemeinde. Zu Beginn verbrachten wir einige Zeit auf dem Schlossplatz und schlenderten durch die Straßen der Altstadt, die aus den Ruinen wiederaufgebaut wurde und heute unser ganzer Stolz und ein beliebter Treffpunkt nicht nur für Warschauer, sondern auch für Touristen aus aller Welt ist.

Der wichtigste Teil der Führung begann am Grzybowski-Platz, wo Gebäude aus der Zeit erhalten sind, als Warschau die größte jüdische Gemeinde nach New York und ein Weltzentrum der jiddischen Kultur war. Unsere Gäste lernten unter anderem, dass in jener Zeit, als chassidische Juden mit Sozialisten zusammenlebten, die Sprache Esperanto erfunden wurde und Isaac Bashevis Singer, der spätere Nobelpreisträger, seine ersten Kurzgeschichten schrieb. Der Grzybowski-Platz ist auch heute noch ein wichtiger Ort des jüdischen Lebens – die einzige erhaltene Vorkriegssynagoge und der Sitz der jüdischen Gemeinde befinden sich ebenfalls in seiner Nähe.

Anschließend besichtigten wir gemeinsam mit unseren Gästen das Gebiet des Warschauer Ghettos, in dem fast eine halbe Million Juden gefangen gehalten wurden. Wir hörten viel über Hunger und Tod, aber auch über eine blühende Kultur, Mode und Liebe. Wir liefen über das Schlachtfeld des Warschauer Ghettoaufstands von 1943 – des ersten bewaffneten zivilen Widerstands gegen die Nazis im besetzten Europa – bis zu dem Ort, an dem die Waggons in die Vernichtungslager abfuhren.Wir bewunderten die Sehenswürdigkeiten wie die Próżna-Straße (die einzige erhaltene jüdische Straße), die Nożyk-Synagoge, den Sitz der jüdischen Gemeinde, die Überreste der Ghettomauer, das ehemalige jüdische Kinderkrankenhaus, die Installation zur Erinnerung an die Fußgängerbrücke in der Chłodna-Straße (eines der Ghetto-Denkmäler), das Schlachtfeld des Warschauer Ghetto-Aufstands, Muranów, eine auf den Ruinen des Ghettos errichtete Gedenksiedlung, die Gedenkstätte für die Helden des Warschauer Ghettos, die Miła-Straße 18 – ein Denkmal, das über dem Bunker steht, in dem sich das Hauptquartier der Jüdischen Kampforganisation befand, sowie den Gedenkweg, der unter anderem zum Umschlagplatz führt, dem Ort der Deportationen u. a. nach Treblinka. Das war insofern bedeutsam, als am nächsten Tag ein Besuch in Treblinka auf dem Programm stand.

Warschau aus dieser Perspektive wurde uns von einem lizenzierten Stadtführer, Paweł Szczerkowski, gezeigt. Diese Wahl erwies sich als der sprichwörtliche „Volltreffer“. Sein immenses Wissen, sein Engagement, sein Taktgefühl und sein perfektes Englisch sorgten dafür, dass die Gruppe die Informationen einfach aufsaugte, Fragen stellte und trotz Müdigkeit die nächsten Kilometer der Strecke zurücklegte.

Nach einer kurzen Pause und einem Moment der Besinnung ging es weiter zu zwei Warschauer Museen – Museum der Geschichte der Polnischen Juden POLIN und das Museum des Warschauer Aufstands. Vor allem letzteres hat unsere deutschen Gäste sehr beeindruckt. Auch hier gab es viele Fragen und viele wichtige Antworten. Wer wollte, konnte auch den Jüdischen Friedhof in der Okopowa-Straße besuchen. Dies ist eine der größten jüdischen Nekropolen in Europa und die größte Sammlung jüdischer Kunst in der Welt.

Man kann mit Überzeugung sagen, dass der Mittwoch ein echter „lebendiger Geschichtsunterricht“ war, wichtig sowohl für uns Polen als auch für die Deutschen.